EU wird Dauergast am Anleihemarkt

Die EU konnte mit den ersten Anleihen zur Pandemiebewältigung eindrucksvolle Platzierungserfolge vorweisen. In den nächsten Jahren wird sie zu den volumenstärksten Emittenten im Euroraum aufrücken.

Die Europäische Union hat zwei Programme mit einem Gesamtvolumen von bis zu 850 Milliarden Euro ins Leben gerufen, um die Mitgliedsstaaten bei der Bewältigung der Coronakrise zu unterstützen. Davon umfasst SURE («Support to mitigate Unemployment Risks in an Emergency») einen Budgetrahmen von 100 Milliarden Euro für Arbeitsmarkthilfen im Zeitraum von 2020 bis 2022. Die gesamte Schuldenaufnahme für SURE erfolgt über Social Bonds. Für NGEU («Next Generation EU»), was gleichbedeutend mit dem Recovery Fund ist, sind insgesamt 750 Milliarden Euro verteilt auf Zuwendungen (EUR 390 Mia.) und Kredite (EUR 360 Mia.) vorgesehen, wobei die Refinanzierung erst 2021 startet und sich bis 2027 erstrecken soll. Bei einem geplanten Greenbond-Anteil von 30 Prozent, was einem Volumen von 225 Milliarden Euro entspricht, wird die EU zum führenden Emittenten in diesem Segment. Zudem wird sie bei einer jährlichen Netto-Schuldenaufnahme zwischen 150 und 200 Milliarden Euro zeitnah zu den fünf grössten Anleihe¬emittenten des Euroraums gehören.

Das Emissionsdebüt von EU-SURE im Oktober mit Laufzeiten von zehn und zwanzig Jahren war mit einem ausserordentlich hohen Ordervolumen von insgesamt 233 Milliarden Euro etwa vierzehnfach überzeichnet. Bereits drei Wochen später nahm die EU weitere 14 Milliarden Euro auf und erweiterte ihre Zinskurve bis dreissig Jahre. In Anbracht dieses hohen Nachfrageüberhangs war die Preisentwicklung am Sekundärmarkt ebenfalls beeindruckend. Bei Staatsanleihen laufen solche Emissionen vergleichsweise unspektakulär ab. Wobei dieser Vergleich etwas hinkt, weil die EU als supranationale Gemeinschaft relativ wenige Bondverbindlichkeiten hat und damit die Refinanzierung von Fälligkeiten kaum ins Gewicht fällt.

Damit ergeben sich folgende Marktimplikationen, die eine anhaltende Renditekompression im Euroraum unterstützen: Länder wie Italien und Spanien werden am meisten von Zulagen aus NGEU profitieren und könnten sich in der zweiten Jahreshälfte 2021 mit eigenen Staatsanleihen zurückhalten. Die Europäische Zentralbank (EZB) dürfte im Dezember das Volumen und die Laufzeit des Pandemie-Notankaufprogramms (PEPP) nochmals ausweiten, wodurch wiederum ein Teil der neuen EU-Anleihen absorbiert wird. Zumal die Debatte über eine weitere Senkung des Einlagenzinssatzes nur vertagt sein sollte, wird das Zinsniveau tief verankert bleiben und Anleger auf der Suche nach Rendite in die Peripherie treiben. Schliesslich hat dort der Ratingdruck nachgelassen. Der kombinierte Rückhalt durch die EZB (PEPP-Ankäufe) und die EU (NGEU) verbessert die Finanzierungsbedingungen, wodurch die sich verschlechternden Fiskalkennziffern überkompensiert werden. Der Risikoaufschlag zehnjähriger italienischer Staatsanleihen gegenüber Deutschland dürfte sich unter diesen Voraussetzungen sogar noch weiter einengen. In den LLB-Obligationenfonds spiegeln sich die hauseigenen Zinsprognosen und Konjunkturerwartungen insbesondere in einer aktiven Durationssteuerung sowie in der Kreditrisiko-Positionierung wider. Auf dieser analytischen Basis halten die LLB-Anlageexperten auch in stürmischen Marktphasen Kurs, ohne die strategischen Trends aus den Augen zu verlieren.

EU Neuemissionen
Portrait Stefan Rösch
Stefan Rösch, Fondsmanager Obligationen, LLB Asset Management AG, Vaduz

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