"Unsere Strategie funktioniert"

Gabriel Brenna, CEO der Liechtensteinischen Landesbank (LLB), blickt im Interview auf das Geschäftsjahr 2022 zurück und gibt einen Ausblick auf die langfristigen Projekte der Bank.

Interview mit Cornelia Lehner

Herr Brenna, das Jahr 2022 war von diversen Unsicherheiten geprägt. Wenn Sie nun zurückblicken: Welche Bilanz ziehen Sie?

Gabriel Brenna: Das Marktumfeld war 2022 sehr schwierig aufgrund der massiven Verwerfungen an den Kapitalmärkten seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine. Umso zufriedener sind wir mit dem Konzernergebnis. Zum einen ist dieses im Vorjahresvergleich um acht Prozent gestiegen und das beste Ergebnis seit über zehn Jahren. Zum anderen sind wir wiederum sehr stark gewachsen, sowohl im Bereich der Netto-Neugelder als auch im Neukreditgeschäft. Das zeigt uns, dass unsere Strategie funktioniert.

Wie erklären Sie es sich, dass die LLB trotz des turbulenten Jahres 2022 das beste Jahresergebnis seit über zehn Jahren erzielt hat?

Das hat mehrere Gründe. Erstens ist unsere Wachstumsrate sowohl auf der Kredit- als auch auf der Kundenvermögensseite seit Jahren sehr erfreulich. Zweitens ist die LLB effizient und kostenbewusst aufgestellt, was besonders in schwierigen Zeiten wichtig ist. Und drittens haben wir eine breit diversifizierte Ertragsstruktur. So sind unsere Erträge gleichmässig verteilt auf das Vermögensverwaltungs- und Anlagegeschäft und das Kreditgeschäft. Zwar haben auch wir im vergangenen Jahr die Markteinbrüche auf der Anlageseite gespürt, konnten aber gleichzeitig auch von den steigenden Zinsen, insbesondere des Dollars, profitieren.

Die Kundenausleihungen der LLB erreichten 2022 neue Höchstwerte. Worauf führen Sie das zurück?

Wir wachsen seit Jahren vor allem im liechtensteinischen und schweizerischen Hypothekargeschäft mit oder sogar etwas über dem Markt. Zum anderen haben wir in den vergangenen Jahren in beiden Ländern auch das Firmenkundengeschäft forciert und das Konsortialkreditgeschäft verstärkt, das nun erste Früchte zeigt. 

Wie lässt sich erklären, dass das Geschäftsvolumen im Vorjahresvergleich gesunken ist?

Das ist zu hundert Prozent der Korrektur an den Finanzmärkten geschuldet. Im Vorjahr verfügten wir über ein Geschäftsvolumen von 105 Milliarden Franken. Blickt man nun auf die Finanzmärkte, sind die Kundenvermögen allein durch die Korrektur um zehn Milliarden Franken gesunken. Zudem ist der Schweizer Franken gegenüber dem Euro und dem US-Dollar stärker geworden, so dass die Kundenvermögen in Fremdwährungen durch den Währungseffekt zusätzlich um 1,5 Milliarden Franken gesunken sind. Zwar sind wir organisch stark gewachsen, doch konnte die Negativentwicklung dadurch nicht vollständig kompensiert werden. Eine gewisse, wenn auch nicht so grosse Volatilität an den Finanzmärkten ist normal, und so haben sich bereits in den ersten Wochen dieses Jahres die Märkte wieder deutlich positiver entwickelt. Einen Teil der Korrektur konnten wir dadurch bereits wieder aufholen.

Gehen Sie also optimistischer in das Jahr 2023?

Die Unsicherheit, was die wirtschaftliche und geopolitische Entwicklung angeht, ist so hoch wie selten. Trotzdem bin ich grundsätzlich zuversichtlich gestimmt, denn gerade das vergangene Jahr hat gezeigt, dass die LLB-Gruppe operativ gut aufgestellt ist. Wir haben mit ACT-26 eine klare und zukunftsgerichtete Strategie und motivierte Mitarbeitende. Daher sind wir zuversichtlich, dass wir erneut ein solides Ergebnis erwirtschaften werden.

Auf welche Märkte und Projekte will die LLB sich im laufenden Jahr konzentrieren?

Marktseitig legen wir den Fokus verstärkt auf die Schweiz und Deutschland, wo wir noch einiges an Potenzial sehen. Projektmässig stehen bei uns besonders die Themen Digitalisierung und Nachhaltigkeit im Vordergrund. Das sind unsere zwei wichtigsten strategischen Initiativen, in die wir auch in den nächsten Jahren kontinuierlich investieren werden.

Können Sie das noch etwas genauer ausführen?

Im Zuge unserer digitalen Transformationsstrategie haben wir das Programm LLB.One ins Leben gerufen, in das wir bis 2026 100 Millionen Franken investieren werden. Dadurch sollen Dienstleistungen auf den digitalen Kanälen verbessert werden, damit künftig alle Produkte sowohl über den Berater als auch digital abgeschlossen werden können. Damit können unsere Kunden ihre Bankgeschäfte unkomplizierter und schneller abwickeln. Intern liegt der Fokus auf einfacheren und schnelleren Prozessen, damit wir künftiges Wachstum effizienter abwickeln können. Ein Projekt, das die strategischen Schwerpunkte Digitalisierung und Nachhaltigkeit zusammenbringt, ist unsere im vergangenen Jahr lancierte App wiLLBe, eine rein digitale Vermögensverwaltung mit nachhaltigem Impact. Unsere Kunden können gezielt in ein hochdiversifiziertes Einzeltitel-Portfolio und selbstgewählte Themen entlang der Sustainable Development Goals der UNO investieren. Technisch funktioniert alles reibungslos, und nun sind wir gespannt, wie sich das Projekt entwickeln wird.

Gabriel Brenna
LLB-CEO Gabriel Brenna ist mit dem Jahresergebnis 2022 zufrieden.