Für die Umstellung auf ISO 20022 braucht es Vorlaufzeit

Edi Risch ist im Product Management der Liechtensteinischen Landesbank AG der Experte für alle Themen rund um die Harmonisierung des Zahlungsverkehrs. Im Folgenden beantwortet er die wichtigsten Fragen zur Umstellung auf ISO 20022.

Herr Risch, worum geht es bei «ISO 20022» konkret und wer ist davon betroffen?

Bei ISO 20022 geht es um die Vereinheitlichung des Zahlungsverkehrs in Liechtenstein und der Schweiz – aber auch in den europäischen Nachbarländern. Bisher haben die Banken mit dem DTA-Format (Datenträgeraustausch-Format) gearbeitet und die Post mit dem EZAG-Format. Die beiden Formate werden nun zusammengeführt und vereinheitlicht. Von dieser Umstellung sind einerseits alle Banken betroffen, andererseits aber insbesondere alle Unternehmen, die auf einem digitalen Kanal Zahlungsaufträge verarbeiten. Und schliesslich sind mit der Einführung eines neuen Einzahlungsscheines mit QR-Zahlteil per Mitte 2019 alle Teilnehmer am Zahlungsverkehr betroffen – also die ganze Bevölkerung.

Und was bedeutet das für Unternehmen?

Per 30.6.2018 werden die Formate für den Datenaustausch zwischen Kunden und Banken umgestellt. Kunden, die heute DTA-Dateien bei der Bank einliefern und MT-Dateien für den Abgleich mit den Buchhaltungssystemen beziehen, müssen dann auf den ISO-Standard umstellen. Diese Umstellung erfolgt im Buchhaltungssystem, weshalb wir unseren Kunden empfehlen, mit ihrem Software-Hersteller Kontakt aufzunehmen und das konkrete Vorgehen zu besprechen.

Warum wird etwas bisher Funktionierendes verändert? Was sind die Vorteile des neuen Systems?

Ich sehe zwei grosse Treiber für die Umstellung. Zum einen ist die Last auf den Zahlungsverkehr mit den Jahren kontinuierlich gestiegen. Das bedeutet, dass Ineffizienzen jedes Jahr volkswirtschaftlich teurer werden. Der Standard wird dabei helfen, Prozesse zu vereinfachen – vor allem die Anzahl an manuellen Nachforschungsaufträgen und der Aufwand für den manuellen Abgleich mit den Buchhaltungssystemen wird verringert. Der zweite Grund ist, dass unsere Wirtschaft – und somit auch der Zahlungsverkehr – immer internationaler wird. Ein einheitlicher Standard stellt sicher, dass der Zahlungsverkehr auch in Zukunft und über die Landesgrenzen hinweg reibungslos funktioniert.

Warum ist es wichtig, JETZT umzustellen?

Die SIX Interbank Clearing AG hat sich zum Ziel gesetzt, bis Ende Juni 2018 sämtliche betroffenen Firmenkunden auf das neue System umzustellen. Aus Firmensicht macht es Sinn, sich spätestens jetzt mit dem Thema auseinanderzusetzen, da so Vorlaufzeit für die Umstellung bleibt. Je nach aktueller Situation beziehungsweise der eingesetzten Software nimmt die Umstellung mehr oder weniger Zeit in Anspruch – gerade bei Eigenentwicklungen muss man mitunter Programmierzeit einrechnen.

Und welche Folgen hat ein Verzicht auf die Umstellung für ein Unternehmen?

Es besteht die Gefahr, dass ab einem bestimmten Zeitpunkt keine DTA-Files mehr eingeliefert werden können; bei der Postfinance ist das beispielsweise heute schon der Fall. Und der neue Einzahlungsschein mit QR-Zahlteil kann möglicherweise ohne die Umstellung nicht oder nur mit grossem Aufwand verarbeitet werden.

Was kommt sonst noch auf die Unternehmen zu?

Die Umstellung im Kunde-Bank-Datenaustausch per Mitte 2018 ist nur der erste Schritt. Voraussichtlich per Mitte 2019 wird auch der neue Einzahlungsschein mit QR-Zahlteil eingeführt. Für dessen maschinelle Verarbeitung ist wie erwähnt der ISO-20022-Standard unumgänglich.

Zusammenfassend, was muss ein Unternehmen hinsichtlich der ISO-20022-Umstellung am 30. Juni 2018 tun?

  1. Kontakt mit dem Software-Hersteller aufnehmen
  2. Mit dem Anbieter prüfen, ob eine Umstellung möglich ist, und das Vorgehen planen – falls keine Umstellung möglich ist, Alternativen prüfen
  3. Zahlungsaufträge bei der Liechtensteinischen Landesbank im neuen Format einliefern

Portrait Edi Risch
Edi Risch, Product Managment der Liechtensteinischen Landesbank