Anlagenotstand – Cash is not king

Ein Ende der Niedrigzinspolitik der Notenbanken ist nicht in Sicht. Diese werden weiter Geld in den Kreislauf pumpen. Sparern droht dann die Enteignung. Das Spiel heisst finanzielle Repression.

Politiker und Notenbanker in aller Welt suchen händeringend nach Lösungen, um ihre Volkswirtschaften wieder auf Vordermann zu bringen. Wenn die Inflation steigt, werden die Zinsen nicht mitziehen. Die Zentralbanken werden dafür sorgen, dass die Realzinsen negativ bleiben, damit überschuldete Länder sich mit der Zeit sanieren können. Privatanleger sind mit der schwierigen Aufgabe konfrontiert, die richtigen Schlüsse aus der aktuell komplexen Lage zu ziehen. Deren Prioritäten zielen im Moment fast ausschliesslich in die gleiche Richtung: Bei der Veranlagung der Vermögenswerte steht das Thema Sicherheit ganz oben. Sie bevorzugen traditionelle, einfache Anlagen, die sie verstehen und bei denen das Risiko überschaubar ist. Doch auch diese sogenannten "sicheren Anlagen" haben ihre Tücken. Die Zinsen, die Anleger zurzeit dafür bekommen, sind auf einem historischen Tiefststand. Obligationenrenditen sicherer Schuldner sind nach Kosten und Inflation bescheiden.

Teure Anleihen

Ist es daher ratsam, Vermögenswerte  ausschliesslich auf dem Sparkonto oder in Festgeldanlagen zu parken? Trotz der grossen Unsicherheit sollte man auf Obligationen nicht verzichten. Anleihen liefern nämlich eine bessere Verzinsung. Selbst wenn man von einem moderaten Zinsanstieg ausgeht, ist der Gewinn mit einer – beispielsweise fünfjährigen – Obligation grösser als jener mit Festgeld. Die Renditen sind zwar unattraktiv, aber daran wird sich bis auf Weiteres nichts ändern. Hier ist ein Umdenken nötig. Die Zeit ist definitiv vorbei, als man mit einer einigermassen sicheren Anleihe eine ansprechende Rendite erzielen konnte. Das Potenzial ist bescheiden. Anleihen sind teuer geworden, und das werden sie auch auf absehbare Zeit bleiben. Es lohnt sich deshalb nicht zu warten, bis sie billig werden. Anleihen mit schlechter Bonität zu kaufen, um mehr Rendite zu erhalten, ist nur für ein gut diversifiziertes Portfolio zu empfehlen. Wenn die Wirtschaft ins Stocken gerät oder die Eurokrise sich verschärft, kommen solche Anleihen als Erstes unter Druck. An Stolpersteinen für die Konjunktur mangelt es jedenfalls nicht. Besser ist es, zu Anleihen guter Bonität mit langer Laufzeit zu greifen.

Verlorene Aktienjahre?

Nach den starken Kursavancen der vergangenen Jahre sind die Investoren zurückhaltender geworden. Dies obwohl der Swiss Market Index (SMI) in diesem Jahr schon über 9 Prozent gestiegen ist. Seit der Finanzkrise im Jahr 2008 liegt die Performance des SMI gar bei über 108 Prozent. Zum Vergleich: Die jährliche Durchschnittsrendite Schweizer Aktien seit 1926 beträgt 7,5 Prozent p.a. Woher kommt also die  Zurückhaltung der Investoren? Sie ist vor allem dem politischen Umfeld geschuldet. Die Börsen sind so politisch wie nie, jedoch sind wir überzeugt, dass die politischen Risiken überwertet werden. Nun ist es wieder an der Zeit, sich auf die Marktfakten zu konzentrieren. Dessen ungeachtet hält die Börsenrally dank der Liquiditätsflut der Notenbanken weiter an. Auch wenn kurzfristig Vorsicht geboten ist –  an Aktienanlagen kommt man langfristig nicht vorbei. Denn der Aktienanteil eines Portfolios gehört immer noch zu den wichtigsten Performancetreibern, wenn es um langfristigen Anlageerfolg geht.

Fazit

Auch Cash ist nicht risikolos. Kurzfristig risikoarme Anlagen werden keinen adäquaten Inflationsschutz bieten, geschweige denn die Möglichkeit von Vermögenssteigerungen. Der Anleger ist gut beraten, sein Portefeuille breit zu diversifizieren. Bei seinen Überlegungen sollte er neben traditionellen auch alternative Anlagen wie Rohstoffe und Immobilien nicht ausser Acht lassen. Welche Anlagestrategie er schliesslich wählt, hängt von seiner ganz persönlichen Risikofähigkeit und -bereitschaft ab.

Portrait Lukas Schaeper
Lukas Schäper, Kundenberater Private Banking Liechtenstein 

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