Wirtschaftsstandort

Liechtenstein ist ein erstklassiger Wirtschaftsstandort. Viele kleine und mittelgrosse Unternehmen sind der Motor für den regionalen Markt und Zulieferer für die Exportindustrie.

Nicht nur der Finanzplatz ist von Bedeutung für die Volkswirtschaft Liechtensteins. Vor allem auch die Exportindustrie kann sich international mit hochwertigen, forschungsintensiven Produkten behaupten. Zugleich spielen zahlreiche kleine und mittelgrosse Gewerbe- und Dienstleistungsbetriebe im regionalen Markt eine zentrale Rolle. Traditionelle Handwerksbetriebe, hochspezialisierte Zulieferer für die Exportindustrie, schnell wachsende High-Tech- oder IT-Unternehmen und innovative Familien-Unternehmen inbegriffen.

Regionaler Arbeitsmarkt

Über den Zollvertrag mit der Schweiz hat Liechtenstein seit 1924 eine offene Grenze zum Wirtschaftsraum Schweiz. Dem Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) konnte Liechtenstein beitreten, ohne das enge Verhältnis zum Wirtschaftspartner Schweiz aufgeben zu müssen. Alle Wirtschaftszweige konnten seit 1924 von der Einführung des Schweizer Frankens als gesetzliche Währung profitieren. Liechtenstein kann die Nachfrage nach Arbeitskräften nicht erfüllen. Mehr als die Hälfte der Arbeitsplätze ist von Zupendlern aus der Schweiz, Österreich und Deutschland besetzt. Das Fürstentum hat sich zu einem wichtigen regionalen Arbeitsmarkt entwickelt.

Kleines Wirtschaftswunder

Das Wirtschaftswachstum Liechtensteins setzte erst nach 1945 ein, hielt dafür aber – abgesehen von einigen kurzfristigen konjunkturellen Rückgängen – bis in die heutige Zeit an. Einer der wesentlichen Hintergründe für das «kleine Wirtschaftswunder» ist die konsequente Nutzung der Standortbedingungen. Dazu zählen die stabile Sozial-, Rechts- und Wirtschaftsordnung sowie die hohe politische Stabilität. Hinzu kommen die zentrale Lage in Europa, kooperative Sozialpartnerschaften sowie eine liberale Wirtschaftspolitik.

Rückgrat der Wirtschaft

Die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) sind das Rückgrat der Wirtschaft. Sie stellen rund 40 Prozent der Arbeitsplätze und erwirtschaften über 40 Prozent der Bruttowertschöpfung Liechtensteins. Für KMU zählt neben Liechtenstein auch die nähere Region zum Heimmarkt. Leistungsbereitschaft und Innovationsfähigkeit, die Fähigkeit flexibel auf geänderte Rahmenbedingungen zu reagieren sowie gut ausgebildete Fachkräfte gelten als Garant für den Erfolg der liechtensteinischen Wirtschaft.

Gewerbe und Handwerk ist der grösste Ausbilder Liechtensteins. Angehende qualifizierte Fachleute durchlaufen die duale Berufsausbildung, die Kombination aus theoretischer Bildung in der Berufsschule und praktischer Ausbildung im Betrieb. Das duale Bildungssystem ist ein wichtiger Pfeiler des Werkplatzes.

Diversifizierte Exportindustrie

Liechtenstein mit 160 Quadratkilometern Landesfläche ist für Industrieprodukte ein kleiner Absatzmarkt. Dennoch schreibt Liechtensteins Exportindustrie seit dem Zweiten Weltkrieg eine Erfolgsgeschichte. Positiv wirkte sich dabei auch die breite Diversifizierung aus, die sowohl die Unternehmen als auch die Branchen und die Erzeugnisse betrifft. Die Produktion der Exportindustrie umfasst Instrumentenbau, elektronische Messgeräte, Präzisionswerkzeug, Vakuum-Technologie, Heizungs- und Beleuchtungstechnik, zahnmedizinische und Arzneiprodukte und Nahrungsmittel.

Liechtenstein besitzt keine Bodenschätze, auch kennt es keine staatliche Wirtschaftsförderung. Der Staat betreibt auch keine Forschung und Entwicklung über Universitäten oder Forschungsinstitute. Niedrige Steuern, liberale Wirtschaftspolitik, Flexibilität und Innovation tragen dazu bei, dass einige liechtensteinische Exportunternehmen auf den internationalen Märkten in Nischen Spitzenpositionen besetzen. Wichtigster Wirtschaftspartner ist  seit 1995 der EWR, die Exportquote in den EWR beläuft sich auf 50 Prozent.

Integrierte Finanzplatzstrategie

Der EWR-Beitritt wirkte als Katalysator für eine Reihe grundlegender Veränderungen auf dem Finanzplatz und ermöglichte den Marktzugang in anderen Ländern. Gab es vor 1995 nur fünf Banken in Liechtenstein, stieg die Zahl bis Ende 2020 auf zwölf Banken. Auch im Bereich der Anlagefonds und auf dem Sektor der Versicherungen entwickelten sich neue Geschäftsfelder. Der Finanzsektor trägt rund ein Drittel zur Bruttowertschöpfung des Landes bei und gehört damit zu den wichtigsten Arbeitgebern.

Mit der «Liechtenstein-Erklärung» vom 12. März 2009 bekannte sich Liechtenstein zum OECD-Standard für Transparenz und Informationsaustausch in Steuerfragen. Aufbauend auf dieser Erklärung verfolgt Liechtenstein eine klare Strategie der Steuerkonformität und baut das Netzwerk an Doppelbesteuerungsabkommen laufend aus. Liechtenstein beteiligt sich aktiv in den massgeblichen Gremien der OECD sowie des Global Forums und ist damit ein anerkannter Partner in der internationalen Gemeinschaft.

Auf dieser Grundlage hat Liechtenstein bis Ende 2020 mit über 50 Staaten OECD-konforme Steuerabkommen abgeschlossen. Ebenso bekennt sich das Land zu den OECD-Massnahmen über unerwünschte Verlagerungen von Unternehmensgewinnen (BEPS). Aufgrund der engen Zusammenarbeit zwischen der Regierung und den Wirtschaftsverbänden ist es Liechtenstein gelungen, mit der hohen Dynamik der internationalen Entwicklungen mitzuhalten und den Finanzplatz aktiv zu positionieren.

Aufbauend auf der «Liechtenstein-Erklärung», aber auch vor dem Hintergrund tiefgreifender technologischer und regulatorischen Veränderungen im Finanzsektor hat Liechtenstein eine integrierte Finanzplatzstrategie zur Weiterentwicklung des Finanzplatzes formuliert. Im Mittelpunkt der Strategie stehen der uneingeschränkte und gleichberechtigte Zugang zu den wichtigsten Märkten und damit die globale Zusammenarbeit sowie die Verbesserung der staatlichen Rahmenbedingungen für innovative Unternehmen.