Aktives Investieren für Renditeplus

Aktives Investieren – wenn richtig umgesetzt – ermöglicht überdurchschnittliche Renditen und kann erheblich zur Wertschöpfung beitragen. Solche Strategien dürften künftig wieder mehr gefragt sein.

Auf der Suche nach der geeigneten Anlagestrategie im Niedrigzinsumfeld kommt immer wieder die Frage auf, ob Anleger besser einen aktiven oder einen passiven Ansatz verfolgen sollen. Aktive Anleger legen ihr Geld in Fonds an, bei denen ein Fondsmanager das Portfolio aktiv managt. Das heisst, er versucht durch die gekonnte Auswahl einzelner Titel oder die Wahl des besten Ein- beziehungsweise Ausstiegszeitpunkts eine bessere Rendite als der Markt zu erwirtschaften. Aktives Investieren ist auch, wenn Privatanleger selbst einzelne Aktien für ihr Depot auswählen.

Während aktive Vermögensmanager in den vergangenen Jahren viel Kritik einstecken mussten, boomte das passive Investieren. Die zugrundeliegende Theorie beim passiven Anlegen ist die sogenannte Effizienzmarkttheorie, die von Eugene Fama in den 60er-Jahren aufgestellt wurde und die sich in den 70er-Jahren zur vorherrschenden Finanzmarkttheorie etablierte. Sie besagt, dass Finanzmärkte selbst effizient sind. Alle verfügbaren Informationen sind bereits in den Wertpapierpreisen enthalten. Es ist demnach nicht möglich, den Markt langfristig zu schlagen.

Irrationale Marktteilnehmer

Trotz des überzeugenden Ansatzes zeigt sich in der Praxis und in vielen empirischen Studien, dass die Märkte nicht immer alle verfügbaren Informationen reflektieren. Zudem verhalten sich Markteilnehmer oft irrational und geleitet von psychologischen Faktoren. "Behavioral Finance" – die sogenannte Verhaltensökonomie – zeigt denn auch, dass Anleger bei der Verarbeitung von Informationen oft kognitiven Anomalien und menschlichen Irrtümern bei der Argumentation unterliegen.

Hier liegen die besonderen Chancen für den aktiven Vermögensverwalter. Mit passiven Anlageinstrumenten partizipiert man an sämtlichen ineffizienten Bewegungen eins zu eins mit und verpasst deshalb Renditechancen. Zudem kann es beim passiven Investieren zu einer Konzentration von Sektoren und Einzeltiteln kommen, die einer effizienten Portfoliodiversifikation zuwiderlaufen. So übergewichtet der Anleger in einem Aktienindex jene Aktien und Sektoren, deren Preise im Verhältnis zu den jeweiligen Fundamentaldaten hoch sind. Weniger bekannte, oftmals unterbewertete Titel werden hingegen entsprechend untergewichtet.

Aktive Strategien können solche Ineffizienzen und temporäre Fehlbewertungen auszunutzen und mit Abweichungen von der Benchmark erheblich zur Wertschöpfung für den Anleger beitragen. Aktive und passive Strategien müssen sich jedoch nicht ausschliessen. Je nach Segment setzen auch aktive Manager ganz bewusst ausgewählte passive Instrumente ein.

"Richtig" aktiv investieren

Dass es an den Märkten zu temporären Ineffizienzen kommt, die aktiv gewinnbringend ausnutzbar sind, ist grundsätzlich unbestritten. Es wird immer Manager geben, die besser sind als der Markt, da die Chancen für die aktive Vermögensverwaltung mit dem Anteil an passiv investierten Vermögen steigen. Für Anleger ist die Herausforderung, jenen Vermögensmanager zu identifizieren, der langfristig nachhaltig Mehrwert schafft. Neben dem sogenannten "Track Record" des Managers – einer retrospektiven Erfolgsbilanz – ist dafür auch eine zukunftsorientierte Perspektive nötig.

Wichtig zu berücksichtigen sind Faktoren wie ein klarer Investmentansatz, ein disziplinierter und strukturierter Anlageprozess, effektive Analysekapazitäten sowie ein diverses Umfeld, das ein breites Spektrum an Erfahrungen, Kompetenzen und Ideen gewährleistet. Als weitere Indizien eignen sich Kriterien wie die langjährige Etablierung im Markt, ein konstantes Geschäftsmodell sowie langjährige, zufriedene Kunden. Nicht zuletzt sollten Anleger darauf achten, dass der Fondsmanager tatsächlich aktiv ist und sich sein Portfolio vom Index unterscheidet. Langfristig dürften folglich jene Strategien verschwinden, die sich nicht weit von der Benchmark entfernen, sogenannte Index-Hugger. Hochaktive Strategien hingegen dürften Marktanteile gewinnen, da tendenziell nur sie in der Lage sind, nachhaltig eine Überrendite zu generieren.

Portrait Urban Laupper
Dr. oec. Urban Laupper, Leiter LLB Institutional Partners, Liechtensteinische Landesbank AG, Vaduz, urban.laupper@llb.li