Mit Kapital und Zeit Klimadiktatur verhindern

Um die Erderwärmung zu verlangsamen, braucht es nicht nur Veränderungen im Lebensstil, sondern auch Kapital und Zeit für die richtigen Projekte. Der Zeitaspekt wird vielfach zu wenig beachtet. Droht am Ende gar eine Klimadiktatur?

Der Klimawandel in Form der Erderwärmung ist für viele am greifbarsten. Extreme Ereignisse wie Hitzewellen, vermeintliche Jahrhundertgewitter oder Stürme suchen unsere Breitengrade häufiger heim. Weltweit nimmt der Klimawandel immer stärkere Ausmasse an − das bestätigt der neueste Bericht des Weltklimarats.
Um die Erderwärmung zu stoppen, das Alltagsverhalten verändert werden. Das fängt damit an, wie mit Ressourcen umgegangen wird, und geht bis dahin, wie und in welche Projekte Zeit und Geld investiert werden.

CO2-Konzentration steigt und steigt

Die mediale Aufmerksamkeit fürs Klima ist nur ein Zeichen dafür, wie gross die Umweltveränderungen sind und wie stark das Thema beschäftigt. Auch die Daten sprechen eine deutliche Sprache: Die CO2-Konzentration steigt seit der industriellen Revolution vor rund 150 Jahren stetig und massiv an. Derzeit wird eine CO2-Konzentration von deutlich über 400 Anteilen in der Luft pro Million (ppm) gemessen − verglichen mit 300 ppm in der vorindustriellen Zeit. Tendenz steigend.

Langer und teurer Kampf

Der Kampf gegen den Klimawandel benötigt Zeit und Kapital – und zwar richtig viel von beidem. Vielfach wird der Zeitaspekt jedoch zu wenig beachtet. Bis klimaneutrale Lösungen die heutigen Infrastrukturen substanziell ersetzen, werden noch Jahrzehnte vergehen. Die Gründe dafür:

  1. Unternehmen brauchen Anreize, um Innovationen zu finanzieren, die die Klimaherausforderung in den Griff bekommen.
  2. Jeder Innovationsprozess ist ein Trial-and-Error-Prozess. Misserfolge gehören dazu und brauchen Zeit. Bis sich Cleantech in der breiten Masse durchsetzt, dauert es.
  3. Innovationen müssen sich auf dem Markt durchsetzen und nötige Marktanteile gewinnen.

Wer investiert, hilft mit

Das Netto-Null-Ziel 2050 mag suggerieren, die Welt hätte noch genügend Zeit. Dem ist nicht so. Jede und jeder einzelne, ob als Konsumentin oder als Privatinvestor, ist heute gefordert, zu handeln. Diese Verantwortung kann nicht auf kommende Generationen abgeschoben werden. Auch Privat- und Kleinanleger können die Zukunft aktiv gestalten. In der Summe können sie hohe Beträge investieren und viel bewegen.

Innovationen und Investitionen

Was aber, wenn die umgesetzten Klimaschutzmassnahmen nicht ausreichen? Dann könnte sich die Politik in zehn oder zwanzig Jahren gezwungen sehen, individuelle Freiheiten zu beschränken. Die sonntägliche Passfahrt mit dem Motorrad oder auch Fernreisen könnten verboten oder massiv teurer werden.
Zwang allein ist indes nicht zielführend. In einem demokratischen Rechtsverständnis ist die Entschärfung der Klimasituation nur über finanzielle Anreize und damit über Innovationen respektive Investitionen akzeptierbar. Umso wichtiger ist es, unverzüglich und umfassend nachhaltig zu handeln.

Die Zeit drängt

Vor Kurzem wurde ein Bericht des Weltklimarats öffentlich. Darin werden die Pariser Klimazielvorgaben von +1,5 Grad Celsius als nicht mehr erreichbar bezeichnet, und es wird erwähnt, dass nur noch drei Jahre verbleiben, um die Erwärmung auf +2,0 Grad Celsius zu begrenzen.

Besser also, alle handeln heute schon freiwillig und gezielt mit den zur Verfügung stehenden Mitteln. Das Kapital ist deshalb bewusst auf nachhaltige Technologien für erneuerbare Energien und Bereiche wie Gesundheit, Medizin oder sauberes Wasser auszurichten. Nur so kann ein lebenswertes Dasein auf unserer Erde über die nächsten Generationen hinaus gewährleistet werden. Ansonsten droht uns eine Klimadiktatur. Wie gut liberale Gesellschaften damit umgehen hat die Corona-Pandemie gezeigt.

Portrait Javier Lodeiro
Javier Lodeiro, Fondsmanager, Liechtensteinische Landesbank AG