Zu tiefe Inflationserwartungen

Die Schwäche des Ölpreises drückt auf die  kurzfristigen Teuerungsprognosen. Auch die Erwartungen eines späteren Inflationsanstiegs in Richtung Zielgrössen der Notenbanken haben trotz  guter Konjunkturaussichten einen Dämpfer erlitten.

Im Euroraum haben die tieferen Ölpreise, die Wiedererstarkung des Euros und die in den Konjunkturumfragen zugrunde liegenden Preisindikatoren zu einem Rückgang der Inflationserwartungen geführt. Diese Faktoren dürften weiteren Druck auf die Produktionskosten ausüben. Von der EZB kommen derzeit nur wenig neue Impulse. Sie betrachtet die Konjunkturrisiken als "weitgehend ausgeglichen", erhöhte jedoch wegen der hohen Auslandsnachfrage die Wachstumsprognose. Für nächstes Jahr erwartet sie für die Eurozone ein BIP-Wachstum von 1.9 Prozent (nach 1.8 Prozent). Andererseits hat die EZB die Inflationsprognose nach dem Rückgang der Teuerung auf 1.3 Prozent im  Juni für 2018 ebenfalls auf 1.3 Prozent (nach 1.8 Prozent) gesenkt, was sich negativ auf die marktbasierten Inflationserwartungen ausgewirkt hat.

Der Mangel an Klarheit über die zukünftige US-Wirtschaftspolitik macht es zudem noch schwieriger, Prognosen über die Geld- und Zinspolitik im Euroraum zu machen. Die angestrebte Rückkehr zum Inflationsziel wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Die 10-jährigen Inflationserwartungen notieren bei 0.98 Prozent und liegen damit noch weit unter der EZB-Projektion von 2 Prozent. Der Abstand der Inflationserwartungen zur Sollvorgabe der EZB machen inflationsgeschützte Anleihen im Vergleich zu entsprechenden Nominalanleihen attraktiver.

Portrait Robert Tanner
Robert Tanner, LLB Asset Management AG, Vaduz

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