Inflationsschutz ist (zu) attraktiv

Die direkteste Möglichkeit, sich gegen Inflationsrisiken abzusichern, sind inflationsgeschützte Anleihen. Dabei erhält der Anleger neben den Geldflüssen einer normalen Anleihe einen Ausgleich für die Geldentwertung. Konkret werden Couponzahlungen und die Rückzahlung um die Preissteigerung korrigiert. Damit hat der Investor trotz unbekannter Inflation in der Zukunft eine garantierte Realverzinsung auf Verfall. Vergleicht man nun Real- und Nominalrendite gleicher Laufzeiten und vom selben Emittenten, erhält man die sogenannte Break-Even-Inflation. Das ist die durchschnittliche zukünftige Preissteigerung während der Laufzeit, bei der es keine Rolle spielt, ob man in die Anleihe mit oder ohne Inflationsschutz investiert. Erwartet man eine tiefere Preissteigerung, sollte man der Nominalanleihe den Vorzug geben. Geht man von einer höheren Inflation aus, ist die inflationsgeschützte Obligation zu bevorzugen.

Da es sich bei der Break-Even-Inflation um eine Differenzbetrachtung der Renditen desselben Schuldners handelt, fällt dessen Kreditrisiko nicht ins Gewicht. Somit sollte man erwarten können, dass die Break-Even-Raten auf ähnlichen Niveaus sind. Das ist aber nicht der Fall. Obwohl alle auf demselben Verbraucherpreisindex basieren, ist der Inflationsschutz bei zehnjährigen französischen Staatsanleihen mit einer Break-Even-Inflation von 1.05 Prozent «teurer» als bei deutschen (0.73 Prozent) und italienischen (0.53 Prozent). Die tiefen Renditen führen dazu, dass die jährlichen Verlaufsraten der Inflation weniger wichtig sind als der Stand des Verbraucherpreisindex zum Zeitpunkt der Rückzahlung. Investoren, die bereits deutsche oder italienische Staatsanleihen in ihrem Portfolio halten, sollten darüber nachdenken, ob sie es für realistisch halten, dass die Preise in den kommenden zehn Jahren im Durchschnitt um weniger als 0.73 Prozent respektive 0.53 Prozent steigen, und gegebenenfalls einen Wechsel zu inflationsgeschützten Anleihen in Betracht ziehen.

Portrait Mirko Mattasch
Mirko Mattasch, Fondsmanager LLB Obligationen Inflation Linked (USD), LLB Asset Management AG, Vaduz

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