Der amtierende Premierminister Indiens Narendra Modi hat bei den Parlamentswahlen im Mai 2019 einen klaren Sieg errungen. Seine Partei konnte ihre absolute Mehrheit sogar ausbauen. Modi hat somit ein robustes Mandat für die Fortsetzung seiner bisherigen Reformpolitik erhalten. Ungeachtet der in den letzten Jahren vorgenommenen Massnahmen, darunter die Einführung einer einheitlichen Verbrauchsteuer, ist der Reformbedarf weiterhin beträchtlich. Das BIP-Wachstum hat sich im ersten Quartal 2019 auf 5.8 Prozent verlangsamt. Ohne Reformen ist mit einer geringeren Wirtschaftsdynamik zu rechnen. Eine grössere Flexibilität auf dem Arbeitsmarkt, die Erleichterung des Landerwerbs und der Abbau der Bürokratie sind die wichtigsten Handlungsfelder für Modis Regierung. Vor dem Hintergrund des US-Protektionismus hat die indische Wirtschaft ein grosses Entwicklungspotenzial. Der riesige Binnenmarkt ist für in- und ausländische Unternehmen nach wie vor attraktiv. Eine konsequente Reformpolitik könnte mittelfristig für einen höheren Wachstumspfad sorgen. Kurzfristig dürfte sie die Erwartungen von Unternehmen und Konsumenten positiv beeinflussen. Abgesehen von der Strukturpolitik wird angesichts der jüngsten Abkühlung der Konjunktur die Lockerung der Geldpolitik seitens der Reserve Bank of India (RBI) die Wirtschaftstätigkeit unterstützen. Vor dem Hintergrund der tiefen Inflation von unter drei Prozent verfügt die RBI über genügend Spielraum. Die Aussicht auf Zinssenkungen von bis zu 75 Basispunkten bis März 2020 wird dem indischen Anleihemarkt zugutekommen.