Schweiz emittiert erstmals Green Bond

Anleihen mit grüner Erlösverwendung verzeichnen ein rapides Wachstum. Die Schweiz ist ein Nachzügler in diesem Segment. Mit hohem Emissionsvolumen bei einer fairen Bewertung ist das Debüt gelungen.

Am 12. Oktober 2022 platzierte die Schweizerische Eidgenossenschaft erstmals einen Green Bond (ISIN: CH0440081567). Das bis 2038 laufende Papier bietet einen Coupon von 1.5 Prozent und wurde zu einem Kurs von 100.50 ausgegeben, was einer Rendite von 1.465 Prozent entspricht. Mit einem Volumen von 766 Millionen Schweizer Franken, welchem ein Ordervolumen von 974 Millionen Schweizer Franken gegenüberstand, fiel die Erstemission gross aus. Weitere 300 Millionen Schweizer Franken wurden als Eigentranche zunächst einbehalten. Das Debüt der Schweiz entspricht mit 16 Jahren grob der Laufzeitspanne der Euroländer, deren grüne Staatsanleihen meist deutlich länger als zehn Jahre laufen. Diese liegen leicht über der mittleren Duration der ausstehenden Staatsanleihen der Eidgenossenschaft. Eine Prämie gegenüber einer konventionellen Referenzanleihe ("Greenium") ist aufgrund grossvolumiger Referenzpunkte SWISS 2037 (3.8 Milliarden Schweizer Franken) und SWISS 2039 (2.3 Milliarden Schweizer Franken) wegen überlagernder Liquiditätseffekte schwer zu ermitteln. Der Green Bond der Schweiz liegt am Sekundärmarkt inzwischen leicht unter der Renditekurve, allerdings noch im Rahmen eines fairen Pricings.

Chart: Renditekurven Eidgenossen und Bundesanleihen

Finanzierungszweck transparent offengelegt

Bereits im Juli wurde das Green Bond Framework der Eidgenossenschaft veröffentlicht, welches sich an den ICMA Green Bond Principles orientiert. Dort werden folgende Kategorien für die Mittelverwendung angeführt: (1) Sauberer Verkehr, (2) Land- und Forstwirtschaft, Naturlandschaften und Biodiversität, (3) Grüne Gebäude und Energieeffizienz, (4) Erneuerbare Energien, (5) Internationale Zusammenarbeit sowie (6) Forschung, Innovation und Sensibilisierung. Bis zur vollständigen Erlösverwendung soll jährlich ein Bericht zur Allokation und Wirkung veröffentlicht werden. Die Analyse des Bundeshaushalts basierend auf der Staatsrechnung 2021 hat grüne Ausgaben im Umfang von rund 4.5 Milliarden Schweizer Franken identifiziert. Allerdings soll nur ein Teil davon über Green Bonds finanziert werden. Pro Jahr wird ein Emissionsvolumen von einigen hundert Millionen Schweizer Franken angestrebt.

Euroländer dominieren grünes Segment

Die Begebung konventioneller Eidgenossen wird weiterhin den Kern der kapitalmarktbasierten Refinanzierung darstellen. Deshalb ist der Aufbau einer grünen Bond-Kurve in näherer Zukunft kaum zu erwarten. Platzhirsche bei Green Bonds sind Deutschland, Frankreich sowie als supranationaler Emittent die Europäische Union. Die Finanzagentur der Bundesrepublik bedient dieses Segment auch erst seit zwei Jahren und hat inzwischen fünf Anleihen mit Laufzeiten zwischen 2025 und 2050 begeben. Die Besonderheit ist, dass für jedes Grüne Bundeswertpapier auch eine konventionelle Bundesanleihe aussteht. Zuletzt hat sich ein "Greenium" von ein bis zwei Basispunkten herausgebildet. Die zwischenzeitliche Überbewertung grüner Staatsanleihen hat sich abgebaut.

Der im September 2022 lancierte LLB Impact Climate Obligationen Global (EUR) orientiert sich am globalen Markt für Green Bonds. Der Fonds verbindet höhere Ertragsaussichten als bei Staatsanleihen mit einem moderaten Risikoprofil. Die Duration des Portfolios ist auf höchstens fünf Jahre begrenzt. Das Produkt eignet sich für Anleger, die Wert auf eine nachhaltige Kapitalanlage gemäss Artikel 9 der EU-Offenlegungsverordnung (SFDR) legen.

Portrait Stefan Rösch
Stefan Rösch, Senior Portfoliomanager, LLB Asset Management AG, Vaduz.

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