Die Zukunft ist grün und digital

„Wir verwalten rund 80 Prozent der Versicherten über die Online-Kanäle“, sagen Eduard Zorc, Präsident des Stiftungsrats, und Geschäftsführer Bruno Matt. Für die LLB Vorsorgestiftung für Liechtenstein ist die Zukunft grün und digital.

Herr Matt, wie hält es die LVST mit der digitalen Welt?

Bruno Matt: Wir entwickeln die Digitalisierung in der beruflichen Vorsorge gezielt weiter. Digitale Dossierführung und digitale Archivierung sind längst Standard. Zudem bieten wir ein interaktives Angebots-Tool sowie Online-Portale für Unternehmen und Versicherte an. Mit grossem Zusatznutzen für die Kunden und die Stiftung.

So drucken wir nur noch aus, was in gedruckter Form gebraucht wird. Das spart Zeit bei der Kommunikation und schont Ressourcen. Ganz abgesehen davon, dass die Digital Natives Informationen überall und jederzeit auf Desktop, Tablet oder Smartphone abrufen wollen.

Wie sieht die Kundenintegration aus?

Die angeschlossenen Unternehmen können Mutationsaufträge bereits seit 2019 über das LVST-Firmenportal online übermitteln oder Informationen direkt und effizient abrufen. Mittlerweile verwalten wir rund 80 Prozent der Versicherten über die Online-Kanäle. Mit einem digitalen PK-Cockpit haben wir aber auch ein Tool für die Versicherten eingerichtet. Sie können ihre persönlichen Daten jederzeit und auf den Stichtag genau abfragen.

Auf dem Portal sind die Versicherungsausweise beim Versicherten direkt gespeichert. Mit ein paar Klicks kann er online die aktuellen persönlichen Daten oder den Versicherungsausweis abrufen oder Rentensimulationen durchführen. Simulationen helfen, sich ein Bild über die eigene Vorsorge zu machen. Zum Beispiel, um zu sehen, ob sich Altersleistungen durch Einkäufe verbessern lassen. Oder um bei der Frage nach Kapital- oder Rentenbezug leichter zu entscheiden.

Und was, wenn jemand immer noch traditionelle Kommunikation und Datenaustausch sucht?

Wenn Sie lieber mit uns telefonieren oder eine E-Mail schreiben wollen – dann sind wir alle in der Geschäftsstelle für Sie da, hören zu und suchen die beste nachhaltige Lösung.

Herr Zorc, und wie nachhaltig ist die LLB Vorsorgestiftung für Liechtenstein unterwegs?

Eduard Zorc: „Nachhaltig“, das ist ein schlichtes Wort, hinter dem sich viele Bedeutungen und Inhalte verstecken. Wenn Sie unsere Erfolgszahlen meinen? Hier haben wir einen klar langfristig ausgerichteten Fokus. Wenn Sie von Verantwortung für Umwelt, Soziales und Unternehmensführung sprechen, kurz ESG, da machen wir bemerkenswerte Fortschritte. ESG-Themen wie Klimaschutz und Menschenrechte sind uns wichtig.

Wo zeigt sich dies?

Erstens spielt bei der Anlage der Altersguthaben der Nachhaltigkeitsansatz der LLB eine zentrale Rolle. Unser erfahrener Vermögensverwalter LLB Asset Management investiert bereits 70 Prozent der Altersguthaben der LVST danach. Mit dem Ziel, ethische, soziale und ökologische Wertvorstellungen ohne Renditeverzicht in Kapitalanlagen umzusetzen. Zweitens wirkt sich das häufig positiv auf die Rendite aus, wenn sich Unternehmen ökologisch und sozial verhalten und gut geführt sind. Drittens hat MSCI ESG Research die LLB-Gruppe beim Nachhaltigkeitsrating mit AA eingestuft, was zeigt, dass wir hier für die Zukunft gut aufgestellt sind.

Herr Matt, und wie zufrieden sind Sie mit der Performance 2021?

Bruno Matt: Sehr zufrieden. Die Investment-Lösungen der LLB Asset Management sind für uns massgeschneidert. Unsere beiden Anlagestrategien, bei denen wir die Risiken bewusst unterschiedlich steuern, bewähren sich seit Jahren. So erzielte die LVST 2021 auf ihre Kapitalanlagen bei der Strategie „Dynamisch“ eine Rendite von 9 Prozent, hier liegt der Aktienanteil bei 40 Prozent. Bei der Strategie „Konservativ“ konnten wir eine Rendite von 6 Prozent erwirtschaften, hier liegt der Aktienanteil niedriger, bei 30 Prozent.

Gute Zahlen, auch den Finanzmärkten sei Dank?

Nicht nur, aber die spielen natürlich eine Rolle. Auch das Jahr 2021 war geprägt von der Covid-19-Krise und einem weltweiten Niedrigzinsumfeld. Trotz weltweiter Lieferengpässe und der Aussicht auf steigende Leitzinsen in den USA erwies es sich jedoch als sehr starkes Börsenjahr. Unsere Bilanzsumme kletterte, auch dank neuer Akquisitionen, weiter auf 1.32 Milliarden Franken.

Und wie viel Zinsen bekommen die Versicherten?

Unsere Versicherten profitieren, aber gleichzeitig stärken wir die künftige Kapitalbasis für vielleicht nicht so gute Zeiten angesichts der Geschehnisse in der Ukraine. So beträgt die Verzinsung der Altersguthaben für 2021 bei der Anlagestrategie “Dynamisch“ 4 Prozent, bei der Anlagestrategie „Konservativ“ 3 Prozent

Wenn Sie die letzten fünf Jahre vergleichen...

...dann kann sich der Durchschnitt mit 2.25 Prozent Zinsen für „Konservativ“ und 2.6 Prozent für „Dynamisch“ sehen lassen. Dasselbe gilt für den Deckungsgrad, der bei den angeschlossenen Betrieben bei rund 115 Prozent lag – wie übrigens auch 2021.

Herr Zorc, wie beurteilen Sie die Entwicklung der LVST?

Eduard Zorc: Lassen Sie mich kurz zurückschauen. Die LVST ist seit ihrem ersten Betriebsjahr 2005 auf einem stetigen Wachstumspfad. Dieses Wachstum erfuhr 2020 mit der Übernahme der meisten Vorsorgewerke der Sammelstiftung Malbun der Zürich Versicherung nochmals eine grosse Steigerung. Seitdem sind wir kapitalmässig die grösste Sammelstiftung in Liechtenstein. 2021 sind wir weiter aus eigener Kraft organisch gewachsen. Im ersten Quartal 2022 liegen wir bei einem verwalteten Kundenvermögen von knapp 1.3 Millionen Franken.

Der Druck aber bleibt:  mit volatilen Finanzmärkten und Menschen, die länger leben?

Mit knapp zwölf aktiv Versicherten pro Rentner verfügt die Vorsorgestiftung nach wie vor über eine sehr gute Versichertenstruktur. Mit aktuell 8’340 Versicherten in 835 Betrieben sind wir eine wichtige Säule der beruflichen Altersvorsorge. Und wir tun alles, um die Renten für die zukünftigen Generationen zu sichern. Dazu passen wir die technischen Grundlagen vorausdenkend realistisch an.

Was heisst „anpassen“ in Zahlen?

Schon 2016 hat der LVST-Stiftungsrat die sukzessive und moderate Reduzierung des Rentenumwandlungssatzes von 6.8 bis auf 6.09 Prozent im Jahr 2022 beschlossen. Für die Stabilität der Pensionskasse ebenso wesentlich ist der technische Zinssatz, also die zukünftig erwartete Rendite für die Kapitalien der Rentenbezüger. 2021 lag der technische Zinssatz bei 1.75 Prozent. Diese Anpassungen machen uns als Sammelstiftung robuster und die Renten sicher.

Die Schweiz will eine Rentenreform auf den Weg bringen. Wo steht Liechtenstein?

Mit der Reform von 2017 hat Liechtenstein gehandelt, um die Entwicklung der Rentenfinanzierung in der Hand zu behalten. Für die betriebliche Altersvorsorge wurden Massnahmen ergriffen, um die Altersguthaben bei der Pensionierung zu erhöhen: Der Sparprozess dauert nun länger, das Pensionsalter stieg für Frauen und Männer auf 65 Jahre. In Liechtenstein kann jede Pensionskasse weiterhin flexibel selbst bestimmen, mit welchem Zinssatz sie die Altersguthaben in Renten umwandelt. Herausfordernd wir künftig sein, flexible Arbeitsmodelle anzubieten, auch für die Zeit nach der Pensionierung.

Was erwarten Sie für 2022?

Der Krieg in der Ukraine, instabile globale Lieferketten, die Covid-19-Pandemie, die steigende Inflation, und natürlich der Klimawandel – die Liste der Problemfelder ist lang, mit der sich Politik, Wirtschaft und Wissenschaft gerade auseinandersetzt. Das betrifft uns alle. Eins dürfte jedoch sicher sein: Unsere Zukunft ist grün und digital, beides bedingt einander.

LLB Vorsorgestiftung für Liechtenstein

Zahlen per 30. April 2022

  • Geschäftsstelle: Kirchstrasse 1, Vaduz
  • Gegründet: 2005
  • Geschäftsführer: Bruno Matt
  • Anzahl Versicherte: 8’340
  • Angeschlossene Betriebe: 835
  • Verwaltete Vermögen: CHF 1.28 Mrd.
  • Deckungsgrad: 110 Prozent
  • Rentenumwandlungssatz im Pensionierungsalter: 6.09 %
  • Technischer Zinssatz: 1.75 %
  • Zwei Anlagestrategien: „Konservativ“ und „Dynamisch“
Bruno Matt und Eduard Zorc
Eduard Zorc, Präsident des Stiftungsrates (rechts) und Bruno Matt, Geschäftsführer der LLB Vorsorgestiftung für Liechtenstein: „Wir entwickeln die Digitalisierung in der beruflichen Vorsorge gezielt weiter.“