Value-Based Care: Heilung für ein erkranktes System

Wertorientierte Versorgung oder Value-Based Care (VBC) bietet eine Billion-Dollar-Chance zur Kostensenkung im US-Gesundheitssystem. Die rasant steigenden Gesundheitskosten, die ausser Kontrolle geraten sind, benötigen dringend eine Therapie.

Die USA investieren mehr als 17 Prozent ihres BIP in das Gesundheitswesen, befinden sich jedoch hinsichtlich der Versorgungsqualität nur im Mittelfeld der OECD-Länder. Einer der Hauptgründe für die hohen Kosten im US-Gesundheitssystem ist das bestehende Anreizsystem, das Gesundheitsdienstleister belohnt, wenn sie mehr Leistungen erbringen und idealerweise höhere Preise pro Einheit verlangen können. Unserer Ansicht nach haben Krankenkassen in der Vergangenheit nur begrenzte Anreize zur Kostenkontrolle gesehen. Das Risikomodell der Arbeitgeber war eher darauf ausgerichtet, die prognostizierten medizinischen Kosten genau vorherzusagen und weiterzugeben – oft mit einer Kostenübertragung auf die Arbeitnehmer. Eigenversicherungen und die Managed-Care-Organisationen (MCO) wurden nicht den direkten medizinischen Kosten ausgesetzt.

Value-Based Care ist ein Versorgungsmodell, bei dem Leistungserbringer nach den gesundheitlichen Ergebnissen ihrer Patienten und nicht nach dem Umfang der erbrachten Leistungen bezahlt werden. Wertorientierte Pflegemodelle zielen darauf ab, Kosten zu senken, indem sie Verschwendung vermeiden, die Koordination zwischen den Leistungserbringern für eine Behandlungsepisode verbessern und erneute Krankenhausaufenthalte reduzieren beziehungsweise verhindern. Diese Modelle fördern zudem ein umfassendes Gesundheitsmanagement, das präventive Massnahmen erschliesst, um die Bevölkerung grundlegend gesünder zu halten. Die Leistungserbringer erhalten finanzielle Anreize beziehungsweise einen Anteil an den erzielten Einsparungen, wenn sie die Versorgung kostengünstiger als die festgelegten Benchmarks erbringen.

VBC umfasst nicht nur ein einziges Modell, sondern eine Sammlung verschiedener Zahlungs- und Versorgungsmodelle mit unterschiedlichen Risiken und Belohnungen. Ziel der VBC ist es, die Gesundheitsergebnisse zu verbessern und die Kosten zu senken, indem Anreize für eine effizientere Nutzung des Gesundheitssystems geschaffen werden.

Im Gegensatz dazu bezahlt das traditionelle, gebührenbasierte Leistungserbringungsmodell die Anbieter nach dem Volumen der erbrachten Leistungen, ohne die gesundheitlichen Ergebnisse der Patienten zu berücksichtigen.

Wir gehen davon aus, dass sich die Einführung der VBC bis 2024 weiter beschleunigen wird. Die Haupttreiber sind der steigende Margendruck auf die Anbieter – diese suchen nach Möglichkeiten, ihr Einkommen zu verbessern – sowie die rasanten Fortschritte in Technologie und Innovation, die die Effektivität neuer Versorgungsmodelle erhöhen.

Die Konsolidierung dürfte sich fortsetzen, da die Anbieter versuchen, ihr Angebot zu erweitern und zu vergrössern. In den vergangenen Quartalen hat eine umfangreiche Konsolidierung stattgefunden, vor allem durch den Kauf von One Medical durch Amazon und die Übernahme von Signify und Oak Street Health durch CVS. Es wird erwartet, dass sich diese Entwicklung im Jahr 2024 fortsetzen wird, da sich die Gewinner und Verlierer immer deutlicher abzeichnen werden. Grosse MCOs wie UnitedHealth, CVS oder Elevance Health sind dabei, Value-Based Care rasch umzusetzen. Wir denken, dass die Umstellung für risikobehaftete Leistungserbringer positiv, für Krankenhäuser und Ärzte, die keine Risiken eingehen, jedoch eher negativ sein wird. Technologische Lösungen im Back- oder Mid-Office-Bereich können jedoch dazu beitragen, die Auswirkungen zu verringern und gleichzeitig die Effizienz dieser Einrichtungen zu steigern.

Portrait Simon Öhri
Simon Öhri, Fondsmanager LLB Aktien Nordamerika ESG, LLB Asset Management AG

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