Coronakrise an den Finanzmärkten: Investieren oder noch abwarten?

Die Börsen-Rally der vergangenen Wochen ist bemerkenswert: Nach historischen Kurseinbrüchen im März haben sich die wichtigsten Börsen in Europa und in den USA stark erholt. So pendeln der Schweizer Aktienmarkt SMI wie auch der S&P 500 in den USA schon wieder um ein recht hohes Niveau – trotz der anhaltenden Coronakrise und trotz nicht absehbaren wirtschaftlichen Folgen.

Die Erklärung ist einfach: An der Börse herrschte bislang der Optimismus, dass der Wirtschaftseinbruch lediglich von kurzer Dauer sein könnte. Man spricht dabei von einer sogenannten V-Formation an den Märkten. Fakt ist jedoch auch, die Bewertungen der Aktien sind nicht billig, und die Auswirkungen der kommenden Rezession sind schwierig abzuschätzen. Somit sind grössere Korrekturen an den Märkten und neue Tiefststände nicht ausgeschlossen.

Systematisch, professionell und konsequent

Viele Anleger haben die Erholungsphase an den Börsen seit Ende März verpasst und trauen sich nicht mehr, einzusteigen oder warten einfach ab. Doch wann ist der richtige Einstiegszeitpunkt? Das sogenannte ideale «Market Timing» oder den günstigsten Zeitpunkt zu treffen, um an der Börse zu investieren, gelingt nicht einmal erfahrenen Investoren. Viel entscheidender für Anleger ist es, die persönliche Risikofähigkeit und -bereitschaft festzulegen sowie den Anlagehorizont zu ermitteln. Denn einen positiven Anlageerfolg erzielt nur, wer seine langfristige Anlagestrategie verfolgt und diese systematisch, professionell und konsequent umsetzt.

Bei der Allokation der persönlichen Anlagestrategie wird das Vermögen prozentual in Aktien, Obligationen und andere Anlagekategorien aufgeteilt. Risiko und Ertrag hängen jedoch nicht direkt zusammen. Je nach Aufteilung und Festlegung der Strategie unterliegt das Vermögen kleineren oder grösseren Wertschwankungen.

Die Risikobereitschaft eines Anlegers spielt somit bei der Umsetzung der passenden Anlagestrategie eine grosse Rolle. Sie bezeichnet die Grösse der Wertschwankungen, die ein Anleger bereit ist, in seinem Portfolio zuzulassen. Möchte ein Anleger einen bestimmten Betrag in eine Anlage investieren, stellt sich für ihn auch die Frage, ob er sein gesamtes investierbares Kapital auf einmal einsetzen möchte oder kontinuierlich über einen festgelegten Zeitraum.

Aktienquote schrittweise aufbauen

Die wichtigsten Performancetreiber eines langjährigen, erfolgreichen Portfolios sind Aktien. Das unsichere und volatile Marktumfeld der letzten Jahre hat gezeigt, dass der Einstiegs-zeitpunkt und die Erträge von Aktieninvestitionen massgeblich für positive Renditen verantwortlich sind. Deshalb empfiehlt sich für einen unsicheren und risikobewussten Anleger ein gestaffelter Aufbau seiner Aktienquote.

Im Rahmen der klassischen Anlagestrategien der Vermögensverwaltungslösung LLB Comfort haben Anleger die Möglichkeit, ab einem Betrag von 100'000 Schweizer Franken die Aktienquote ihres Portfolios gezielt stufenweise aufzubauen und damit Risiken zu mindern.

Die Aktienquote der klassischen Anlagestrategien (Rendite, Ausgewogen, Wachstum, Aktien) wird nicht von Anfang an ausgeschöpft. Vielmehr steigt sie stufenweise von einem Drittel (Startquote) bis zur definierten Zielquote. Unabhängig vom Einstiegszeitpunkt werden jeweils zu Quartalsbeginn 8 Prozent der Ziel-Aktienquote zulasten von Geldmarktanlagen in Aktien investiert (siehe Tabelle 1).

Startquoten und Stufenschritte

In regelmässigen und überschaubaren Schritten kommen Anleger so in ihrem Portfolio zu einem sorgfältig aufgebauten Aktienanteil. Die volle Quote wird nach einem Zeitraum von maximal zwei Jahren erreicht. Der konstante Aufbau des Aktienanteils ermöglicht es, bei fallenden Kursen mehr Aktien zu kaufen als bei steigenden. Dank diesem antizyklischen Ansatz profitieren Anleger vom Durchschnittskosten-Effekt, also von niedrigeren durchschnittlichen Einstiegspreisen, wodurch sich das Risiko zusätzlich verringert.

Bei einem Rückschlag an den internationalen Aktienbörsen können Anleger zusätzlich profitieren. Das heisst, wenn der MSCI-Welt-Index gegenüber seinem letzten Höchststand um 10 Prozent fällt, werden unabhängig vom Einstiegszeitpunkt zusätzlich 8 Prozent der Zielquote in Aktien investiert.

Zusammengefasst heisst das: Mit einem disziplinierten stufenweisen Aufbau einer Aktienquote im Portfolio profitieren Anleger nicht nur von einer professionellen Vermögensverwaltung, sondern reduzieren auch das Risiko hinsichtlich eines unglücklichen Timings bei Aktienkäufen. Allfällige Rückschläge an den Aktienmärkten können somit auch in Krisenzeiten für den Aufbau der Aktienzielquote optimal genutzt werden.

Portrait Stefan Vogt
Stefan Vogt, Senior Kundenberater, Private Banking Liechtenstein

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