Niedrige Inflationserwartungen

In der Eurozone implizieren die Vorlaufindikatoren ein gemächlicheres Wirtschaftswachstum, während in den USA der Arbeitsmarkt und der Zollstreit im Fokus des Interesses stehen. Das beeinflusst in beiden Wirtschaftsräumen die Inflationserwartungen.

Die fallenden Vorlaufindikatoren für die Eurozone weisen nicht auf eine Beschleunigung der Inflation hin. Dazu ist das deutsche BIP im dritten Quartal wegen der schwächeren Autoproduktion um 0.2 Prozent geschrumpft. Die Kerninflation (ohne Energie und Nahrungsmittel) notiert im Jahresvergleich mit 1.1 Prozent unverändert, während der Gesamtindex indes von 1.5 Prozent auf 2.2 Prozent gestiegen ist. Die impliziten marktbasierten Inflationserwartungen sind relativ bescheiden. Diese sogenannte Break-Even-Inflation (BEI), berechnet aus der Differenz von Nominal- und Realrendite gleicher Laufzeiten, notiert für fünf Jahre bei 0.9 Prozent. Der Abstand der BEI zur EZB-Vorgabe von 2 Prozent macht die Linker vergleichsweise attraktiv. Der Wirtschaftsaufschwung in der Eurozone bleibt nach wie vor intakt, und der Arbeitsmarkt ist robust.

In den USA ist die Kernrate um 2.2 Prozent und die Verbraucherpreise um 2.5 Prozent gestiegen. Die Inflationsraten liegen mittlerweile über der Zielmarke der Fed von 2 Prozent. Die US-Inflation wird nicht nur durch die starke Nachfrage getrieben, sondern auch wegen der Einführung höherer Zölle durch die US-Regierung. Die Importzölle bedingen eine Neubewertung der Inflationsrisiken. Aufgrund der guten Verfassung des US-Arbeitsmarktes dürfte der Lohndruck weiter zunehmen. Die fünfjährigen BEI notieren bei 1.7 Prozent. Die Fed wird ein Überschiessen der Inflation tolerieren. Linker bleiben interessant, da die BEI durch die Kernrate (geringe Differenz zur Gesamtinflation) Unterstützung findet.

Portrait Robert Tanner
Robert Tanner, Senior Portfolio Manager, LLB Asset Management AG

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