Fulminantes Börsenjahr 2019

Das Jahr 2019 wird als sehr gutes Aktienjahr in Erinnerung bleiben. Insbesondere Schweizer und amerikanische Aktien erzielen bis dato eine aussergewöhnliche Rendite von 27 beziehungsweise knapp 30 Prozent. Europäische Aktien zeigen eine Performance von über 20 Prozent, Aktien aus den Schwellenländern bilden mit einem Kursanstieg von rund 10 Prozent das Schlusslicht. Es stellt sich die Frage, ob diese Entwicklung gerechtfertigt ist und wie man sich taktisch positionieren soll.

Ein Blick auf das Gewinnwachstum zeigt, dass die Unternehmen in Europa und in den USA kaum zulegen konnten. Beispielsweise sind die Gewinnschätzungen der US-Unternehmen für 2019 zuletzt auf noch +1.5 Prozent weiter gesunken. Deutlich höhere Aktienkurse in Kombination mit kaum einem Gewinnwachstum haben auf Stufe Bewertung zu einer Verteuerung des Aktienmarkts geführt. So liegt die Bewertung amerikanischer Aktien mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 18.4 wieder eine Standardabweichung über dem zehnjährigen Mittelwert. Auch die europäischen Gewinnschätzungen für 2019 sind zuletzt auf +0.6 Prozent zurückgestutzt worden. Die Bewertung ist auch für europäische Aktien angestiegen, befindet sich aber mit einem KGV von 15.3 nur leicht über dem historischen Durchschnitt. Das erwartete Gewinnwachstum für das nächste Jahr liegt für europäische und amerikanische Aktien bei hohen 10 Prozent. Der Handelskonflikt macht sich im Welthandel deutlich bemerkbar. Auch wenn es zu einer zeitweiligen Einigung kommt, ist das Vertrauen in den grenzüberschreitenden Handel arg beschädigt. Das erwartete Gewinnplus von 10 Prozent für das nächste Jahr scheint uns derzeit noch zu ambitiös, und Gewinnrevisionen sind wahrscheinlich. Die Free-Cashflow-Rendite der Unternehmen liegt jedoch für 2019 immer noch im Bereich von 4 Prozent und ist somit deutlich höher als die Renditen bei Anleihen. Auch die amtierende Regierung in den USA wird darauf achten müssen, dass die Wirtschaft die Wähler nächstes Jahr bei Laune hält. Per saldo empfehlen wir dennoch eine moderate Untergewichtung der Aktienquote im Vergleich zur Normalposition.

Portrait Rene Hensel
René Hensel, Senior Portfoliomanager, LLB Asset Management AG, Vaduz.

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